Ausfallrisiken in einem Kreditportfolio - Anwendung eines Vermögenswertmodells

Abstract

Als ein wichtiger Grund für die Finanzmarktkrise gilt die Vergabe von nicht werthaltigen Immobilienkrediten an Haushalte in den Vereinigten Staaten. Für viele Finanzintermediäre war es gängige Praxis, mit US-amerikanischen Immobilien besicherte Kredite aufzukaufen und mit der Emission spezieller Wertpapiere zu refinanzieren. Bei diesem Prozess der Verbriefung werden zunächst die erworbenen Einzelkredite in einem Portfolio zusammengefasst und geordnet. Um eine Marktgängigkeit der zunächst nicht handelbaren Forderungen zu erreichen, werden Wertpapiere emittiert, die durch diese Forderungen gedeckt sind. Im Zuge der Strukturierung werden diese handelbaren Wertpapiere (Asset Backed Securities) hinsichtlich Rück-und Zinszahlungen an die Entwicklung des zugrunde liegenden Kreditportfolios geknüpft. Die Emission wird in Tranchen unterschiedlichen Risikogehalts eingeteilt. Jede Tranche erhält nach ihrer Ausfallwahrscheinlichkeit ein Rating und wird bepreist. Inzwischen wird sichtbar, dass bei der Bewertung der entstandenen Wertpapiere Zusammenhänge zwischen den Schuldnern bzw. deren Ausfallverhalten nicht angemessen berücksichtigt wurden. Wie kam es dazu? Ein Grund hierbei könnte die unzureichende Berücksichtigung eines gemeinsamen Ausfallrisikos der Kreditnehmer mit ähnlichem Profil-hochverschuldete amerikanische Hausbesitzer-sein. Der vorliegende Artikel zeigt, wie unberücksichtigte Zusammenhänge zwischen Kreditnehmern zu einer Unterschätzung des Verlustrisikos führen können. Am Beispiel von zwei Kreditnehmern wird mit dem Vermögenswertmodell nach Merton (1974)-noch immer Grundlage für die heutzutage am häufigsten in der Praxis eingesetzten Kreditportfoliomodelle-zunächst ein theoretischer Ansatz beschrieben. Den Gemeinsamkeiten zwischen Schuldnern wird durch die Verwendung von Vermögenspreiskorrelationen Rechnung getragen, so dass deren individuelle Ausfallwahrscheinlichkeiten in eine gemeinsame Ausfallwahrscheinlichkeit überführt werden kann. Das theoretische Modell wird unter Verwendung von Aktienkurszeitreihen an einem Fallbeispiel verdeutlicht. Literatur