Professor Dieter Seebach zum 70. Geburtstag gewidmet Die Strecker-Reaktion [1] ist von großem Interesse für die Natur-und Wirkstoffsynthese. Ihre Produkte, die a-Aminonitrile, lassen sich einfach in a-Aminosäuren, 1,2-Diamine oder 2-Aminoalkohole überführen, die allesamt wichtige Bausteine für die Synthese von biologisch wirksamen Verbindungen verkörpern. Die stereoselektive Führung der Strecker-Reaktionen [2,3] zu möglichst enantiomerenreinen a-Aminonitrilen findet daher besondere Beachtung. Chirale Metallkomplex-Katalysatoren [4] wurden dafür entwickelt, ebenso wie effiziente Organokatalysatoren, die in der Regel potente Wasserstoffbrückendonoren [5] oder Brønsted-Säuren sind.[6] Als Promotoren wurden axial-chirale Aryldi-N-oxide in äquimolaren Mengen verwendet. [7] Wir beschreiben hier einen neuen Typ von Organokatalysatoren für die enantioselektive Strecker-Reaktion, dessen Bauelemente Glycosylamine [8] und planar-chirale [2.2]Paracyclophan-Derivate sind. Chirale [2.2]Paracyclophane [9] wurden bereits in der enantioselektiven Synthese verwendet, wie etwa Titan-Komplexe von salenartigen Derivaten des [2.2]Paracyclophans [10] in der enantioselektiven CyanhydrinBildung aus aromatischen Aldehyden [11] oder in enantioselektiven Additionen von Zinkdiethyl an Aldehyde.[12] Der Versuch, [2.2]Paracyclophan-4-carbaldehyd (2) [13] (Schema 1) durch Iminbildung mit 2,3,4,6-Tetra-O-pivaloyl-b-d-galactopyranosylamin 1 [8a,b] einer kinetischen Racematspaltung zu unterwerfen, war nicht erfolgreich. Die diastereomeren Imine ließen sich aber trennen, sodass das Imin 3 als reines (b-d,R)-Stereoisomer erhalten wurde.In analoger Weise wurde aus racemischem 15-Formyl-[2.2]paracyclophan-4-carbonsäuremethylester (4) [13] das Aldimin 5 nach HPLC-chromatographischer Abtrennung rein gewonnen.Die Aldimine 3 und 5 zeichnen sich dadurch aus, dass die C=N-Doppelbindung sowohl auf der Re-Seite als auch auf der Si-Seite (Hinterseite) räumlich abgeschirmt ist. Entsprechend läuft jeder nucleophile Angriff auf das Imin langsam ab. Die von Zinkchlorid katalysierte Domino-Mannich-Michael-Reaktion mit dem Danishefsky-Dien, die an einfacheren NGalactosyl-Aryl-und -Alkylaldiminen mit hoher Diastereoselektivität unter Angriff an der Si-Seite stattfindet, [14] verlief an 3 langsam und mit geringer Diastereoselektivität (55:45), wobei sogar das R-Diastereomer 6 etwas bevorzugt gebildet wurde (Schema 2).Dieser überraschende, wenn auch schwach bevorzugte Re-Angriff zeigt an, dass an der Imin-Doppelbindung der Stickstoff eher auf der Re-Seite, der Iminkohlenstoff dagegen stärker auf der Rückseite, d. h. der Si-Seite, abgeschirmt ist, weshalb das C-Nucleophil überwiegend von der Vorderseite in das p*-Orbital gelenkt wird.