“…Bleuler sprach «scherzweise» sogar von einer «Udenotherapie», einem «Nichtsmachen» (Bleuler 1919, S. 179). Die neuen Störungen versprachen ausserdem einen beruhigenden sekundären Krankheitsgewinn, da eine normale Pädagogik bei «anomalen Kindern» versagen musste: «Macht die Erziehung erhebliche Schwierigkeiten oder verlangt sie außergewöhnliche Mittel, so darf man mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß das Kind geistig nicht normal geartet ist.» (Scholz 1919, S. 10) Wie Heinrich Hanselmann 1930 in seiner einflussreichen Einführung in die Heilpädagogik betonte, war es «eine bedeutungsvolle Tatsache, daß ungefähr am Anfang dieses Jahrhunderts von der Psychiatrie her eine neue Wertung des Gefühlslebens, zunächst als Erklärung der Entstehung vieler Störungen des Seelenlebens, einsetzte»: «Französische Psychiater (Charcot, Janet) und der österreichische Nervenarzt Freud in Wien haben damit eine ‹Bewegung› ausgelöst, die in der Folgezeit bis zum heutigen Tage nicht nur in der speziellen Wissenschaft, sondern vor allem auch im Bereich der Welt-und Lebensanschauung weiter Kreise zu einem charakteristischen Umschwung des Denkens und Wertens geführt hat.» (Hanselmann 1930, S. 21 f.) Dieser bezeichnende psychopathologische «Umschwung des Denkens und Wertens» zeigte sich auch an einer neuen ‹nervösen› pädagogischen Publikationstätigkeit. Am Ende des 19.…”