An den Grenzen des Leistungsprinzips

Unterricht als Bewertungsregime

“…Drittens sind die Einblicke ethnografischer Untersuchungen zum Vollzug von Bewertungspraktiken für diese Arbeit von Bedeutung, weil mit ihnen auch die Subjektivierungslogik von Leistungsbewertungspraktiken sichtbar wird (Ricken 2018). Die Ergebnisse zeigen, wie mit Bewertungspraktiken Schüler*innen auf spezifische Weise gelobt, korrigiert oder aber offen kritisiert werden (Kalthoff 2000;Zaborowski 2011) (Kalthoff 1997: 9) an Internaten. Sein Erkenntnisinteresse gilt der Frage, wie und in welchen Praktiken Internatsschüler*innen zu bestimmten Individuen gemacht werden (Kalthoff 1997: 16f.).…”

“…Bewertungspraktiken von Prüfungen im Unterricht Auf dem bis hierher nachgezeichneten Forschungsstand aufbauend, wird deutlich, dass sich ethnografische Studien in ihrer Vielzahl insbesondere der Erforschung von Bewertungspraktiken gewidmet haben, die sich im Kontext systematischer Wissensüberprüfung vollziehen. Dabei wurden sowohl Praktiken der Bewertungen untersucht, die sich einerseits im Zusammenhang von mündlichen Prüfungen (Kalthoff 1997), Referaten (Meier 2011) sowie Tests (Zaborowski 2011) vollziehen als auch Praktiken der Bewertung untersucht, die während der Korrektur schriftlicher Klausuren von Lehrkräften im heimischen Arbeitszimmer vollzogen werden (Kalthoff 1997). Darüber hinaus liegen Befunde zum Vollzug von Bewertungen in mündlichen Abschlussprüfungen vor (Kalthoff 1997), bei denen mehrere Lehrkräfte die Bewertung einzelner Schüler*innen vollziehen.…”

“You Can Make a Difference”: Teachers’ Agency in Addressing Social Differences in the Student Body

“…Research on the teaching profession points to the influence of biographical socialization (Fabel-Lamla, 2004;Lortie, 2007) and discusses the need for biographical reflection. Ethnographically inspired educational research also points to the importance of the classroom setting, in which teachers are continuously required to categorize or rank students under temporal and situational pressures (Kalthoff, 1996;Zaborowski, 2011). The process of selection or sorting schoolchildren from one type of school to another overrides the pedagogical process that aims to educate and socialize children (Ballantine et al, 2017;Streckeisen et al, 2007).…”

“…That lends itself to a natural comparison: Alongside the socialist school system (Einheitsschule), which made proportional equality of opportunity an ideological goal, there was a selective, tiered school system, still dominant today, that was based on the meritocratic principle (Geißler, 1993;Solga, 1995;von Below et al, 2013). This might explain why Zaborowski (2011) and Hollstein (2008) found evidence of divergent educational concepts and perceptions of inequality in East and West Germany. Research on justice also shows that equality is still negotiated as a central principle of justice in East Germany, whereas in West Germany the meritocratic idea of performance is predominant (Noll & Christoph, 2004).…”

Hausaufgaben im Unterricht. Ethnographie eines schulischen Entgrenzungsphänomens

“…Diese Praktiken werden jedoch nicht allen Schüler:innen gleichermaßen zuteil. Schüler:innen wird Kulanz oder, wie vonZaborowski (2011) rekonstruiert, eine Orientierung über Anforderungen auch verwehrt und ihnen damit erschwert, gute Leistungen zu erbringen. Dies kann Ausdruck der Reproduktion und Verfestigung von Selektionsentscheidungen und erzeugten Leistungszuschreibungen sein, wenn Schüler:innen negativ selektierter Schulformen Möglichkeiten der Förderung über klare Strukturierungen und transparente Arbeitsanweisungen verwehrt werden (ebd., S. 317-320).…”