Einleitung In Deutschland gelten etwa 1,6 Mio. Menschen als abhängig von Alkohol. Diese konservative Prävalenzan-gabe unterschätzt die wahre Prävalenz, man geht eher davon aus, dass 2 Mio. Deutsche, 5 % der männlichen und 2 % der weiblichen erwachsenen Bevölkerung, abhängig von Alkohol sind [1]. Bei ca. 15 % der Männer und 7 % der Frauen in Deutschland besteht ein Missbrauch von Alkohol und zwischen 3-5 Mio. Angehörige Alkoholabhängiger sind mittelbar oder unmittelbar durch diese Erkrankung mitbetroffen. Nach Daten des Bundesministeriums für Gesundheit sterben in Deutschland jährlich ca. 42 000 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Alkoholkonsum. Rechnet man noch den Überlappungsbereich von Alkoholabhängigen, die auch Tabak konsumieren dazu, erhöht sich diese Zahl auf etwa 73 000 Tote pro Jahr. Die Alkoholabhängigkeit ist neben der Nikotinabhän-gigkeit die kostenintensivste Abhängigkeitserkrankung in Deutschland. Die Gesamtkosten liegen nach aktuellen Schätzungen bei rd. 27 Mrd. Euro pro Jahr [2]. Etwa 30 % der Patienten in psychiatrischen Kliniken sind alkoholabhängig, internistische und chirurgische Abteilungen sind in der Regel mit 20 % Alkoholabhän-gigen belegt. Darüber hinaus konsultieren ca. 80 % der alkoholabhängigen Patienten ihren Hausarzt einmal pro Jahr [1], jedoch nur etwa 10 % der alkoholabhän-gigen Patienten befinden sich in einer spezifischen Behandlung und dies häufig erst viele Jahre nach Erkrankungsbeginn und 70 % der Alkoholabhängigen in Deutschland hatten in ihrem Leben noch nie Kontakt zu suchtspezifischer Beratung [3]. Trotz der hohen Prävalenz von Alkoholabhängigkeit kommen viele Alkoholabhängige alleine schon deshalb nicht zu einer spezifischen Therapie, weil keine zielgerichtete Diagnostik durchgeführt bzw. die Diagnose falsch gestellt wird. Werden in psychiatrischen Kliniken noch rd. 2 Drittel der Alkoholabhängigen richtig diagnostiziert, so nimmt diese Zahl in anderen Feldern der Medizin teilweise erheblich ab. In internistischen Abteilungen werden ca. 50 % richtige Diagnosen gestellt, in chirurgischen Abteilungen gar nur noch ca. 20 %, da dort meist die im Vordergrund stehenden somatischen Folgeerkrankungen behandelt werden. Die Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung mit hoher Prävalenz und erheblichen Behandlungs-und Folgekosten. Häufig wird bei betroffenen Patienten die Diagnose nicht richtig gestellt und nur ein geringer Anteil Alkoholabhängiger wird in spezialisierten Einrichtungen behandelt. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert von Diagnostik und zielgerichteter Einweisung durch ambulante Haus-bzw. Nervenärzte.