Einführung -Zur Kritik und Erweiterung des Referenzrahmens für eine kritische ArbeitsforschungMit der Entwicklung moderner Gesellschaften in den Ländern Europas vollzieht sich ein fundamentaler Wandel der gesellschaftlichen Positionierung von Arbeit. Im Unterschied zur Antike und zum Mittelalter wird Arbeit nicht mehr nur mit Existenzsicherung, Mühsal und Plage assoziiert, sondern erhält den Rang einer genuin menschlichen Tätigkeit. Das in modernen Gesellschaften leitende Ziel der (Um-)Gestaltung und Verbesserung von Lebensbedingungen wird vor allem mit Arbeit verbunden und hierdurch begründet. Dies bezieht sich sowohl auf die Gestaltung natürlicher Lebensbedingungen als auch auf die Entwicklung menschlicher Fähigkeiten. Eine solche anthropologische Begründung von Arbeit wird paradigmatisch von Marx formuliert; sie findet sich aber bereits schon im philosophischen Denken seit dem 17. und 18. Jahrhundert (vgl. Müller 1992(vgl. Müller , 1994. Marx bestimmt in seinen frühen Schriften das menschliche Arbeitsvermögen umfassend als sinnlich-körperliches und geistig-intellektuelles Vermögen (vgl. Marx 1983, S. 53 f.). Auch in seinen späteren Schriften, in "Das Kapital", begreift Marx das menschliche Arbeitsvermögen als "Inbegriff der physischen und geistigen Fähigkeiten, die in der Leiblichkeit, der lebendigen Persönlichkeit eines Menschen, existieren […]" (1971, S. 181). Dieses umfassende Verständnis menschlichen Arbeitsvermögens erfährt allerdings sowohl bei Marx selbst als auch in der weiteren Diskussion eine Zuspitzung auf die Planmäßigkeit des F. Böhle (*) ISF München,