Zusammenfassung: Altmetrics sind eine Antwort auf die gewachsene Kritik am Journal Impact Faktor im Rahmen der wissenschaftlichen Leistungsmessung. Im Unterschied zu den bibliometrischen Metriken erweitern Altmetrics das Resonanzspektrum von wissenschaftlichen auf nichtwissenschaftliche Quellen unter Rückgriff auf nutzergenerierte Daten im Social Web. Damit verbindet sich der Versuch, den gesellschaftlichen Impact von Forschung zahlenförmig abzubilden. Getragen von der Idee der Demokratisierung von Wissen, erleben Altmetrics derzeit einen Boom. Sie sind Katalysator der digitalen Wende der Wissenschaft hin zu Open Science, als deren Nebenfolge sich epistemische Kriterien zugunsten von Popularität verflüchtigen. "Mae sah auf die Uhr. Es war sechs. Sie hatte noch jede Menge Stunden, um sich zu verbessern, auf der Stelle, und sogleich stürzte sie sich in hektische Aktivität, verschickte vier Zings und zweiunddreißig Kommentare und achtundachtzig Smiles. Binnen einer Stunde stieg ihr Parti-Rank auf 7.288." (Dave Eggers, Der Circle 2014)
Einleitung: Metrics that matterWährend die deutschsprachige Soziologie mit einiger Verspätung 1 den professionellen Boykott des Impact Faktors fordert, 2 vollzieht sich hinter ihrem Rücken eine radikale Veränderung im wissenschaftlichen Publikationssystem, die jene Kritik 3 anachronistisch erscheinen lässt. Die Rede ist von Altmetrics, die das System der wissenschaftlichen Leistungsmessung revolutionieren sollen (Priem 2013). Altmetrics sind ein Instrument der Messung des Impacts von Forschung. Im Unterschied zum Journal Impact Faktor oder dem personenzentrierten h-index 4 rekurrieren Altmetrics nicht auf wissenschaftliche Zitationsdatenbanken wie das Web of Science oder Scopus, sondern auf kunden-und nutzergenerierte Daten im Web 2.0. Die Quellenbasis für diese "alternativen Metriken" ist theoretisch ebenso vielfältig wie beliebig erweiterbar. Sie umfasst u.a. Twitter, Nachrichtenmedien, soziale Netzwerke oder Online-Literaturverwaltungsprogramme. Auswertungen des Web-Impacts erfolgen je nach Anbieter dieser Dienstleistung entweder artikelzentriert oder personenzentriert. Hiermit liefern Altmetrics eine Antwort auf die Kritik am Journal Impact Faktor, der seit der Jahrtausendwende zum wissenschaftlichen Leistungskriterium avanciert ist, ohne aus methodologischer Sicht Aussagen über die Qualität von Artikeln zu erlauben (Seglen 1991). Da Altmetrics den Impact per Beitrag (und nicht per Journal) erfassen, multidimensional angelegt sind und die gesellschaftliche Wirkung einschließen, werden sie von vielen als 1. 1 Fachgemeinschaften wie die Mathematik positionierten sich aus methodologischen Gründen schon frühzeitig gegen die Verwendung des Impact Faktors zur Leistungsmessung (Adler et al. 2008), die Geschichtswissenschaft protestierte erfolgreich gegen den,,European Reference Index for the Humanities (ERIH)" (vgl. Borck 2009), die vielbeachtete Online-Petition "San Francisco Declaration on Research Assessment" (DORA 2013) ging von den Zellbiologen aus. 2 So jüngst Clemens Albrecht im So...