Azetabulumfrakturen stellen im Rahmen von Beckenverletzungen eine eigene Entität dar. Durch die anatomische Konstruktion des Azetabulums, das sich aus Anteilen des Darm-, Scham-und Sitzbeines zusammensetzt, und durch seine biomechanische Bedeutung als direkter Lastüberträger von der Wirbelsäule auf beide Beine, nimmt es als Gelenk eine zentrale Stellung im Beckenring ein. Frakturen des Azetabulums galten lange Zeit nur als konservativ erfolgreich therapierbar. Durch grundlegende Arbeiten von Judet und Letournel [13], der stetigen Verbesserung der systematisierten Röntgenanalyse und der daraus abgeleiteten Klassifikationen und Therapiemöglichkeiten konnte sich auch die operative Behandlung der Azetabulumfraktur etablieren [2,6,8,10,15,16,18,33]. Dabei wurden auch heute noch verwendete vordere und hintere Standardzugänge zum Azetabulum (Kocher-Langenbeck, Ilioinguinaler Zugang) [4,12,17,18] entwickelt, die als echte "Arbeitspferde" in über 90% der Frakturtypen zu einer vollständig anatomischen Rekonstruktion der Fraktur genutzt werden können. Diese operativen Standardzugänge wurden dann in den 80er-Jahren zur einzeitigen Versorgung von problematischen Frakturen wie Zweipfeiler-oder T-Frakturen