Bei 514 Mammakarzinompatientinnen wurden im Verlauf der Erkrankung wiederholt die Plasmaprolaktinbasalspiegel bestimmt. Hyper-prolaktinämische Patientinnen wurden einem Prolaktinstimulations-und -inhibitionstest unterzogen und Hormonprofile über 24 h erstellt. Mittels in vitro kultivierter Hypophysenzellen wurde untersucht, ob in Mammakarzinomgeweben und Seren hyperprolaktinämischer Mammakarzinompatientinnen eine prolaktinfreisetzende Aktivität nachweisbar ist. 44% der Mammakarzinompatientinnen entwickelten im Verlauf der Erkrankung eine Hyperprolaktinamie. Erhöhte Prolaktin-spiegel konnten zu 35 % auf nicht unmittelbar tumorbedingte Einflüsse, wie prolaktinstimulierende Pharmaka, operative Eingriffe, Nieren-insuffizienz oder Prolaktinome zurückgeführt werden. Es wird erst-mals auf eine über 4 Wochen persistierende Hyperprolaktinamie nach Mastektomie hingewiesen. Hyperprolaktinämien, die nicht mit derartigen Einflüssen assoziiert waren, waren nur bei Patientinnen mit progredienten, metastasierten Mammakarzinomen nachweisbar. Bei diesen Patientinnen korrelierte die Höhe der Prolaktinspiegel mit Tumorstadium, Zahl der befallenen Organsysteme und Tumoraktivität, jedoch nicht mit Prognosefaktoren, Blutsenkung oder CEA-Wert. Die Hyperprolaktinämie war nicht paraneoplastisch bedingt. Eine prolaktinfreisetzende Aktivität in Mammakarzinomgeweben, Seren hyperprolaktinämischer Patientinnen und in konditionierten Medien von verschiedenen Mammakarzinomzellinien konnte als Ursache der mammakarzinomassoziierten Hyperprolaktinämie ausgeschlossen werden.