Zusammenfassung
Hintergrund
Auf Menschen mit Demenz mit stationär behandlungsbedürftiger Akuterkrankung ist der Großteil der Akutkrankenhäuser kaum vorbereitet. Dies birgt die Gefahr der Überforderung für das Personal. Demenzerkrankungen sind der häufigste Grund dafür, dass Krankenhauspersonal sedierende Medikamente verabreicht und bewegungseinschränkende Maßnahmen einsetzt.
Zielsetzung
Die vorliegende Studie untersucht Faktoren, die den (unangemessenen) Einsatz von sedierenden Medikamenten und bewegungseinschränkenden Maßnahmen beeinflussen.
Methoden
Eine nichtrandomisierte Fall-Kontroll-Studie wurde in 2 internistischen Abteilungen in Hamburg durchgeführt. In der Interventionsgruppe wurde ein spezielles Versorgungskonzept für Menschen mit Demenz implementiert. Die Versorgungsart in der Kontrollgruppe entsprach der Regelversorgung. Mit logistischen Regressionen wurden Zusammenhänge zwischen Faktoren wie Alter, Demenzschweregrad, Verhaltensauffälligkeiten, Barthel-Index oder Versorgungsart und dem Einsatz sedierender Medikamente bzw. bewegungseinschränkender Maßnahmen untersucht.
Ergebnisse
Herausfordernde Verhaltensweisen (OR = 1,32) und die Zugehörigkeit zur Kontrollgruppe (OR = 1,94) sind signifikant mit dem Einsatz sedierender Medikamente assoziiert. Ein geringerer Barthel-Index, längere Aufenthaltsdauer und die eine Behandlung in der Kontrollgruppe sind signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Einsatzes bewegungseinschränkender Maßnahmen assoziiert.
Diskussion
Der Einsatz sedierender Medikamente als auch bewegungseinschränkender Maßnahmen variiert stark zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Andere Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen, sehen verschiedene Bausteine spezieller Versorgungskonzepte als Gründe für diese Unterschiede. Dazu zählen neben der baulichen Gestaltung und räumlichen Aspekten auch demenzspezifische Schulungsangebote und ein angemessener Personalschlüssel. Dies vermag auch Unruhe und herausfordernde Verhaltensweisen aufseiten der Patienten zu reduzieren. Der Verzicht auf Sedierung und bewegungseinschränkende Maßnahmen hat nicht zuletzt auch positive Auswirkungen auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz.