ZusammenfassungEine wesentliche Debatte in Deutschland dreht sich um das Spannungsverhältnis von Zusammenhalt und Differenz, wie auch der Umgang mit Heterogenität seit jeher konstitutiv für die Sozialpädagogik ist. Vor dem Hintergrund von feinen Vereinnahmungen und Verschiebungen des sozialen Zusammenhaltes hier, wirft der Beitrag zunächst einen gesellschaftstheoretischen Blick auf die historisch wie aktuell umkämpfte Verfassung des Sozialen in Brasilien. Dort, wo das Soziale extrem ungleich ist und grobe Unterschiede herrschen, haben sich Ansätze Sozialer Arbeit herausgebildet, die sich der guten Bewältigung des sozialen Zusammenhaltes verschrieben haben, aber diesen von Erfahrungen der Differenz aus bearbeiten. Gerade weil sie individuelle Bildungsprozesse im Ringen um eine einseitig aufgekündigte Idee des Sozialen im Blick haben, zielen sie auf die Stärkung kollektiver Bewegungen, lokaler Wissenskulturen und alternativer (tradierter) Lebensweisen im urbanen wie im ländlichen Raum. Der Beitrag wendet daher den Blick, um anhand der versammelten Beiträge dieses Themenheftes vom Globalen Süden zu lernen sowie Brücken zur hiesigen Diskussion herauszuarbeiten. Sozialpädagogische Denkfiguren und postkoloniale Theorieansätze werden anhand der Frage verwickelt, wie man von einer Kritik der Verhältnisse zur guten Gestaltung von Praxis gelangt.