Zusammenfassung
Ziel der Studie Es soll ein empirischer Überblick über die
Praxis von psychiatrischen Zwangseinweisungen gegeben werden.
Methodik Anhand der Krankenakten erfolgte eine retrospektive Auswertung
von 346 Fällen mit einer Zwangseinweisung auf
öffentlich-rechtlicher Grundlage im Jahre 2020 (21,0% aller
vollstationären Aufnahmen in diesem Zeitraum).
Ergebnisse Der häufigste Grund für eine Zwangseinweisung
war eine Suizidankündigung (45,4%). Diagnostisch standen
Suchterkrankungen (30,1%), Belastungsstörungen (19,9%)
und schizophrene Psychosen (18,8%) im Vordergrund. In nur 12,7%
der Fälle führte die Zwangseinweisung zu einer
anschließenden richterlichen Unterbringung, in 44,5% kam es zu
einer Entlassung innerhalb von 24 Stunden.
Schlussfolgerung Zwangseinweisungen stellen häufig eine
fürsorgliche Maßnahme dar, um auf suizidale Krisen zu reagieren.
Es bleibt abzuwarten, ob die Etablierung von alternativen Hilfsmodellen wie
psychosozialer Krisendienste die Anzahl von Zwangseinweisungen verringern
kann.