Trump-ein amerikanischer Traum? Eine Gesellschaft, schreibt Hegel, sei »für um so vollkommener zu achten«, je weniger der einzelnen Person zu tun bleibe-verglichen damit, was auf »allgemeine Weise«, also organisiert, geschieht (Hegel 1986: 388f.). Er weiß auch, welches Gegenmodell besondere Aufmerksamkeit verdient: Amerika. Mit der Diagnose, Amerikaner würden »anders« ticken, befindet sich Hegel in guter Gesellschaft (allen voran Goethes). Und er trifft den springenden Punkt: Amerikanisch sein heißt, aufs Individuum zu setzen. Nicht nur der Grundsatz, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sein muss, gilt weiterhin als eine Selbstverständlichkeit, auch die Überzeugung, für das Glück aller sorge am besten einer. Da zwischendrin ebenfalls vieles für viele »glücken« muss, sind große oder kleine Helden vielerorts gefragt. So kommen auch »Amerikaner zu ihren Heroen« (Wecter 1969: 476). Auf den zweiten Blick zeigt sich dann, dass ihre Traumarbeit zwei Typen in die Welt gesetzt hat: einerseits »Vorbilder«, denen jeder, der persönliche Probleme bewältigen muss, nacheifern soll und kann; andererseits »Anführer«, deren persönliches Potenzial sie dafür prädestiniert, Gemeinschaften bis hin zur Nation aus irgendeiner Verlegenheit zu befreien (Kap. 2). Angebot und Nachfrage sind auf dem Heldenmarkt nicht immer zusammengefallen, doch was sich sagen lässt, ist: dass es keinen »heldenfreien« Augenblick gegeben hat, in dem Heroen nicht entweder gesucht worden sind oder ihre Dienste angeboten haben. Das gilt selbst für jene Anfangszeit, da das Land noch von umfassend selbstgenügsamen Farmern bevölkert war (Kap. 3). Immerhin haben die Erfindernaturen unter ihnen den löblichen Vorsatz gefasst, ihren Landsleuten etwas Neues und Nützliches zu hinterlassen. Dass dieser Ehrgeiz ohne »Ehre« bleiben würde, sollte sich rasch zeigen-während auf dem »Feld«, wo etwas zu holen gewesen wäre, nichts gelaufen ist: Farmer waren, wie ihr Anführer (General Washington) feststellen musste, in der Wolle gefärbte Feiglinge. Diese Erkenntnis hat Amerikas legendäre Gründer, Wortführer wie Thomas Jefferson oder James Madison, dazu gebracht, ihre Verfassung hauptsächlich auf den effektiven Umgang mit Gewalt hin auszurichten: Präsidenten soll-Einleitung ten primär dafür sorgen, dass Kriege gewonnen werden, innere wie äußere. Eine Verwaltung im herkömmlichen Sinn hat es dazu nicht gebraucht (Kap. 4). In dem notdürftig gesicherten Raum konnte sich gesellschaftliches Leben entwickeln-kein einheitliches und beruhigtes, wie anfangs geglaubt, weil Enge und Ehrgeiz viele Menschen dahin gebracht haben, neue Wege zu gehen. Es begann das lange Jahrhundert der Jäger nach Erfolg, dem Glück des Tüchtigen (Kap. 5). Bekanntlich hat Benjamin Franklin als erster gewusst »Wie«; das »Was« war indessen vom »Wo« abhängig: Wer sein Heil als Siedler im »wilden Westen« suchen wollte, hat kaum mehr erreicht, als Stoff für Legenden (wie »Lederstrumpf«) zu liefern. Franklin hatte es darauf abgesehen, seinen Landsleuten Tipps für ein erfolgreiches Leben zu geben: »Gott« und »Staat«,...