Muster des Missbrauchs von (Psycho-) Stimulanzien zum pharmakologischen Neuroenhancement bei Studierenden

Abstract

Zusammenfassung Ziel: Auch in Deutschland werden verschreibungspflichtige und illegale (Psycho-) Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine von Studierenden ohne medizinische Indikation zur geistigen Leistungssteigerung missbraucht. ?ber die Charakteristika dieses sog. pharmakologischen Neuroenhancements (PN) ist bislang nur wenig bekannt. Methoden: Semistrukturierte Interviews mit 20 Studierenden, die Stimulanzien zum PN eingenommen haben, ?ber Aspekte des PN (Motive, Einstellungen usw.). Ergebnisse: Es lassen sich 2 Muster des Substanzmissbrauchs zum PN unterscheiden, die zum Teil flie?end ineinander ?bergehen und die exemplarisch anhand zweier Fallbeispiele dargestellt werden: Ein Muster ist charakterisiert durch transienten Missbrauch von Stimulanzien gezielt und ausschlie?lich zum PN w?hrend Phasen hoher Leistungsanforderungen. Das zweite Muster ist charakterisiert durch kombiniertes PN und Substanzmissbrauch sowie -abh?ngigkeit bzgl. Stimulanzien und verschiedener legaler und illegaler Drogen. Schlussfolgerung: PN tritt entweder weitgehend isoliert oder gemeinsam mit kombiniertem Substanzmissbrauch bzw. Substanzabh?ngigkeit auf. Epidemiologische Studien m?ssen die H?ufigkeit beider Muster und das Risiko der Entwicklung einer Substanzabh?ngigkeit bei phasenweise betriebenem PN analysieren.

The Use of Prescription Drugs and Drugs of Abuse for Neuroenhancement in Europe

“…For the most part, the literature on pharmacological neuroenhancement refers to the misuse of prescription drugs, especially psychostimulants, for neuroenhancement (Franke, Hildt, & Lieb, 2011; Ott & Biller-Andorno, 2013; Rosiers & Van Hal, 2010). Students use stimulant medications without having a prescription or other than prescribed to increase concentration, vigilance, motivation, and productivity as well as extend learning time; however, the medical and legal consequences of illicit stimulant use are often underappreciated (Advokat & Scheithauer, 2013; Arria et al, 2008; Hildt et al, 2014; Novak et al, 2007).…”

Einstellungsscreening zum pharmakologischen Neuroenhancement bei Studierenden

“…In der vorliegenden Studie haben Studierende, die aufgrund von Leistungsdruck Alkohol funktional konsumierten, eine signifikant höhere Chance einer pNE-Anwendung. Unter Hinzunahme der Befunde, dass Studierende, die ein pNE anwenden, eine stärkere Alkoholproblematik und größere Drogenerfahrung aufweisen [9,31,35,34,37], birgt dies ein erhöhtes Risiko für Alkohol-Medikamenten-Wechselwirkungen [38]. Zukünftige Befragungen sollten das Konsummuster des Substanzmittelkonsums spezifizieren, um vorliegende Gesundheitsrisiken genauer beschreiben zu können.…”

Pharmakologisches Neuroenhancement - Epidemiologie und Ursachenforschung

“…Dabei soll explizit nach den verschiedenen Substanzen getrennt gefragt werden, eine medizinische Indikation muss ausgeschlossen werden können. Zu unterscheiden ist auch zwischen einem punktuellen Missbrauch in Phasen hoher Leistungsanforderungen und einem langfristigen Missbrauch, der durch die missbräuchliche Einnahme von anderen Substanzen und einer Abhängigkeitserkrankung begleitet wird[ 32 ] . Wesentlich wäre es auch, detaillierter zu erfassen, inwiefern sich Geschlechtsunterschiede und Alterseff ekte in den Konsumquoten und Einstellungen niederschlagen.…”