In der stationären und ambulanten Psychotherapie zeigen sich in den mittleren Lebensjahren bis zum Beginn des »dritten« Alters psychische Krisen gehäuft als »Burnout« oder Erschöpfungsdepression sowie komorbide Angstund Traumafolgestörungen. Der Beitrag geht der Frage nach, ob die psychoanalytischen Erklärungsmodelle der Depression und der impliziten Annahme »eines« Erwachsenenalters bis zur Schwelle ins Seniorenalter zum Verständnis der Auslöser und aktuellen Lebensumstände ausreichend sind. Anhand klinischer Beobachtungen werden Hypothesen begründet, die zusätzlich eine zeitgeschichtliche Perspektive auf die Generation der »Babyboomer« als Kinder der Kriegskinder vorschlagen. Konstellationen von transgenerationalen Traumafolgen, von Parentifizierung und von kräfteraubenden Abwehr-, Bewältigungsund Anpassungsmechanismen können in den mittleren Jahren zum erschöpften Zusammenbruch führen. Zwischen innerpsychischem Druck unerfüllter Triebwünsche und dem ersten Druck des Älterwerdens bietet die Verarbeitung eine Chance zur Befreiung aus unbewussten Delegationen und zum Aufbruch in eine größere innere Freiheit als Vorbereitung auf das dritte Alter.