Der Einfluß von thoraxchirurgischen Maßnahmen auf die Blutgase und den Säurebasenhaushalt des Blutes ist von zahlreichen Untersuchern analysiert worden. Man ist weitgehend übereinstimmend der Ansicht, daß eine Thorakotomie für die operierte Seite in den ersten 3 bis 5 postoperativen Tagen eine spürbare Beeinträchtigung ihrer respiratorischen Lungenfunktion herbeiführt. Dies drückt sich in einer Senkung des arteriellen pO 2 durch erhöhte Shuntblutbeimischung aus. Dadurch wird über eine zentrale Regulation die Atmung angetrieben, so daß der arterielle pCO 2 gesenkt und der pH in dem alkalischen Bereich verschoben wird, bei erniedrigter O 2-Spannung. Je nach Ausmaß dieses Atemantriebes bleibt die respiratorische Alkalose kompensiert oder nicht. Dieser Ablauf unterscheidet sich von dem bei einer respiratorischen Insuffizienz, bei dem zwar auch eine Sauerstoffuntersättigung vorliegt, der pCO 2 aber steigt und der pH sich zum Sauren hin verschiebt. Aus neurophysiologischen Untersuchungen ist bekannt, daß das Kohlendioxyd bei funktionierenden Kreislaufverhältnissen ein entscheidendes Regulativ der Hirndurchblutung ist. Wir haben uns daher die Frage gestellt, ob Zusammenhänge zwischen Gas-und Säurebasenverschiebungen im arteriellen Blut und im Liquor cerebrospinalis bestehen. Mit einigen Einschränkungen steht der Liquor cerebrospinalis im Diffusionsgleichgewicht mit dem Hirngewebe und gestattet gewisse Rückschlüsse auf die Hirndurchblutung. Sollte die Hirndurchblutung durch postoperative Blutgasverschiebungen beeinflußt werden, wobei ein Anstieg im arteriellen pCO 2 eine Steigerung der Hirndurchblutung und ein Abfall eine Durchblutungsminderung zur Folge haben müßte, so ergäbe sich zum Beispiel für ältere Patienten mit ausgeprägter respiratorischer Alkalose mit Hirndurchblutungsminderung die Konsequenz, sie wie eine respiratorische Insuffizienz zu behandeln, d. h. sie zu beatmen. Wir haben folgende Ergebnisse : Abb. 1 : Die Abbildung zeigt das Verhalten des arteriellen und des Liquor-pO 2 am 2. und 6. postoperativen Tage. Am 2. postoperativen Tag findet sich der charakteristische Abfall des arteriellen pO 2. Im Liquor scheint diese Änderung keinen Niederschlag zu finden. Allerdings drang bei 3 Patienten bei der Liquorpunktion Luft in die Entnahmespritze ein. Läßt man diese 3 Patienten bei der Auswertung fort, so findet sich auch im Liquor ein deutlicher pO 2-Abfall. Am 6. postoperativen Tag haben sich diese Verschiebungen wieder ausgeglichen. Abb. 2 zeigt das pCO 2-Verhalten. Im arteriellen Blut finden sich keine Änderungen, dem pO 2-Abfall folgte hier kein Atemantrieb. Im Liquor-pCO 2 kommt es dagegen am 2. postoperativen Tag zu einem hochsignifikanten Anstieg, der möglicherweise mit dem pO 2-Abfall in Zusammenhang steht oder intraoperativ durch die Narkose oder die Operation selbst induziert wurde.
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